Ganztagsschulen und gemeinsames Lernen bis Klasse 10

Evangelisch macht Schule

Badische und Württembergische Landeskirche legen Positionspapier zur Schulpolitik vor

Schlechte Noten für die Bildungs- und Schulpolitik gab‘s in letzter Zeit durch Pisa und andere Untersuchungen genug.
Dass daraus bald wieder gute Noten werden, dazu möchten die evangelischen Kirchen im Land beitragen.
Sie wollen als Träger von Kindergärten und Schulen selbst ihre Hausaufgaben machen, um die Bildungsangebote zu verbessern.
Das geht aus einem Grundsatzpapier hervor, dass die Badische und die Württembergische Landeskirche gemeinsam erarbeitet haben.

Sechs Seiten umfasst das Dokument der Kirchen nur. Doch die haben es in sich.
Kritisiert wird, dass die Chancengerechtigkeit für Kinder und Jugendliche nur ansatzweise im dreigliedrigen Schulsystem verwirklicht sei. Auch wird gegen eine Verengung des Bildungsbegriffs auf Wissen der Selbstwert jedes Menschen gesetzt und „mehr Herzens- und Gewissensbildung“ gefordert. Leistung wird bejaht, doch sollen Schüler nicht auf ihre Defizite festgelegt werden. Das Sitzenbleiben wird abgelehnt. Auch Lehrer sollen mehr Anerkennung erfahren, praktisch durch eine „breite Fortbildungsinitiative“.

Die Kirchen sprechen sich für eine flächendeckende Einführung von Ganztagesschulen aus. Diese sollen im Rhythmus von Lernen und Entspannen bis 16 Uhr gehen und sämtliche Hausaufgaben integrieren. Das soll Familien entlasten und Freiräume schaffen. Wörtlich heißt es im Papier: „Es gibt ein Leben nach und außerhalb der Schule!“

Jedes Kind soll unter dem Stichwort „Befähigungsgerechtigkeit“ früher und individueller in seinen Gaben gefördert werden. Dazu wollen die Kirchen auch mit ihren Kindergärten besser mit den Grundschulen zusammenarbeiten. Dort sollen dann künftig individuelle Lernpläne erstellt werden. Der Blick wird vom „formalisierten Angebot“ einer Schule auf das einzelne Kind gerichtet. Die Kirchen sind daher auch für eine Weiterentwicklung der Grundschulempfehlungen „mit intensiver Beratung und Entscheidungsfreiheit der Eltern“.

Länger gemeinsam lernen Die Kirchen verurteilen die Selektion nach der vierten Klasse. Sie „wollen längeres gemeinsames Lernen ermöglichen – möglichst bis zur zehnten Klasse“. Über das dreigliedrige Schulsystem machen sie direkt keine Aussage, sondern fordern eine „Differenzierung ohne Stigmatisierung“. Das lässt für verschiedene Schulsysteme Raum, erfordert aber auf alle Fälle mehr Durchlässigkeit und Förderung der Schwachen.

Positionspapier zur Schulpolitik hier zum Download.

Dazu hören Sie mehr im ERB-Thema der Woche.
Sendetermine im Hörfunk:

• 26.10.2008 Radio Regenbogen 09.00 Uhr
• 27.10.2008 Die neue Welle, radio sunshine live, Hitradio Ohr, antenne südbaden, Radio Seefunk 11.30 Uhr.