Editorial

Hanno Gerwin
Hanno Gerwin, ERB-Chefredakteur

Kirche und neue Landespolitik


Der erste grüne Ministerpräsident in spe steht zur Kirche. Wieder, nachdem Winfried Kretschmann als Jugendlicher aus der Kath. Kirche ausgetreten war, weil er "mit dem ganzen autoritären Gehabe" nicht zurecht kam. Später hat Winfried Kretschmann bei den Grünen gelernt, dass man unterschiedliche Ansichten und Meinungen aushalten und tolerieren muss und trotzdem zusammengehören kann. Mit dieser Erkenntnis ist Kretschmann wieder in die Kirche eingetreten und sagt heute prägnant wie wenig andere: "Jesus ja, Kirche nein – halte ich für einen blöden Spruch."  Heute ist er Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Sehen Sie das ganze Interview wie unten angekündigt.

 

Aber Kretschmann wäre nicht Kretschmann, wenn er nicht auch eine sehr kritische Sicht mitbrächte. Auf die Frage, ob die finanziellen Leistungen des Staates eigentlich noch zeitgemäß seien, schrieb er im März d. J. "Grundsätzlich bin der Meinung, dass - wenn sich die Finanzlage des Landes weiter verschlechtert - mit allen Leistungsträgern – also auch mit den Kirchen - Gespräche über zukünftige Finanzierungsmöglichkeiten geführt werden müssen." Hier könnte, insbesondere wenn man kirchenkritsche Strömungen, die bei den Grünen durchaus vorhanden sind, noch einiger an Diskussions- und Zündstoff auszumachen sein.

Die Kirchen müssen ohnehin ihr Verhältnis zur Politik auf die kommende Regierung hin neu definieren und ihre persönlichen Kontakte sowie die mit der früheren Regierung eingespielten Abstimmungsprozesse neu gestalten.

 

Dies zu beobachten und publizistisch zu begleiten ist für den ERB eine spannende journalistische Aufgabe, ganz im Sinne der fundierten Hintergrundberichterstattung, die in diesem Jahr für den Baden-Württembergischen Medienpreis nominiert wurde.

 

Wir freuen uns, wenn Sie uns - sei es in Radio oder Fernsehen - dabei begleiten.

 

Ihr

Hanno Gerwin

Chefredakteur

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